Inmitten des komplexen Gefüges unseres Körpers arbeitet ein unsichtbarer Regisseur, der leise im Hintergrund die Fäden zieht: unser autonomes Nervensystem. Es ist der Dirigent für lebenswichtige Funktionen wie unseren Herzschlag, Puls und die Atmung – Dinge, die wir oft als selbstverständlich hinnehmen, die jedoch von diesem unsichtbaren Helfer orchestriert werden. Doch das autonome Nervensystem tut weit mehr als nur unsere lebenserhaltenden Funktionen zu koordinieren; es ist auch der Hüter unserer Überlebensmechanismen und steuert unsere Reaktionen auf die Welt um uns herum.
In unserem Repertoire der Reaktionen gibt es vier Hauptantworten, die wir aus dem Arsenal unseres autonomen Nervensystems ziehen:
Angriff, Flucht, Erstarrung und Unterwerfung.
Diese Reflexe haben ihre Wurzeln tief in unserer biologischen und psychologischen Evolution und dienen dazu, uns in gefährlichen oder herausfordernden Situationen zu schützen.
Doch wie wir auf bestimmte Reize reagieren, wird auch stark von unseren Erfahrungen und Prägungen aus der Vergangenheit beeinflusst.
Wenn wir mit dem Angriffsreflex reagieren, fühlen wir uns persönlich angegriffen und haben den Drang, zurückzuschlagen. Wir können laut werden, unsere Wut entladen und uns in einem Kampf wiederfinden, der oft mehr von Emotionen als von Vernunft geleitet wird.
Die Fluchtreaktion hingegen drängt uns dazu, der Situation zu entkommen. Wir werden ruhelos, ständig in Bewegung und suchen verzweifelt nach einem Ausweg, um uns vor der vermeintlichen Bedrohung zu retten.
Die Erstarrung ist eine Reaktion der Hilflosigkeit. Wir fühlen uns gelähmt, unfähig zu handeln, und versinken in einem Gefühl der Ohnmacht angesichts der überwältigenden Situation.
Die Unterwerfungsreaktion führt dazu, dass wir uns anpassen und unsere eigenen Bedürfnisse zugunsten anderer hintenanstellen. Wir halten uns zurück, um Konflikte zu vermeiden, und geben uns oft schweigend den Wünschen anderer hin, selbst wenn es gegen unsere eigenen Überzeugungen geht.
Doch trotz ihrer scheinbaren Unabänderlichkeit ist das Gute an diesen Reflexen, dass sie veränderbar sind. Durch gezielte Bewegungen und spezifische Atemtechniken können wir Einfluss auf unser autonomes Nervensystem nehmen und die Reaktionen unseres Körpers neu kalibrieren. Die Atmung ist dabei eine besonders mächtige Waffe, da sie direkt mit unserem autonomen Nervensystem verbunden ist und sowohl unser physisches als auch unser emotionales Gleichgewicht beeinflussen kann.
Die Kinesiologie, als ganzheitliche Methode, kann hierbei eine unterstützende Rolle spielen. Durch gezielte Bewegungsübungen und Muskeltests kann die Kinesiologie helfen, Blockaden im Körper zu lösen und die natürliche Balance wiederherzustellen. Indem sie uns dabei unterstützt, unsere körperlichen Reaktionen zu regulieren, kann sie dazu beitragen, unsere Autonomie zurückzugewinnen und eine tiefere Verbindung zu unserem eigenen Körper herzustellen.
Der integrierte Ansatz der Gesprächsführung kann dabei helfen die Reaktionen zu verstehen und zu verändern.
Durch einfühlsame und nicht-wertende Gespräche können wir uns unserer eigenen Gefühle und Bedürfnisse bewusst werden und lernen, diese auszudrücken und zu kommunizieren. Indem wir uns selbst gegenüber mitfühlend und akzeptierend sind, können wir einen Raum schaffen, in dem wir uns sicher fühlen und uns erlauben, authentisch zu sein.
Die zentrale Botschaft bleibt jedoch unverändert: Die Erkenntnis, dass wir in Sicherheit sind, dass wir keine ständige Bedrohung für unser Leben darstellen und dass wir nicht ständig in Verteidigungsbereitschaft sein müssen. Indem wir uns dieser Tatsache bewusst werden und die Werkzeuge nutzen, die uns zur Verfügung stehen, können wir eine tiefere Verbindung zu unserem eigenen Körper herstellen und ein Gefühl der inneren Ruhe und Stabilität finden, selbst in den turbulentesten Zeiten unseres Lebens.
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